[% META title = 'Jon Lord: Pictured Within' %]
Jon Lord im Mozartsaal
Seelische Kehrwoche
Einen Höhepunkt hat der Konzertabend mit Jon
Lord: Die Pianoballade nach der Pause, bei der
die stimmgewaltige Gastsängerin Sam Brown an
den Flügel darf.
Sonst dominiert Lord selbst die Bühne im
Mozartsaal. Sein aktuelles Album ¸¸Pictured
Within'' handelt von innerer Einkehr, die er
teilen möchte. Vor jedem Song erklärt er, was
ihn als Rock- (Deep Purple) und Sessionlegende
(Pete York u. a.) bewogen hat,
schwerelos-stille, zuckerwattierte
Pianoromanzen zu schreiben: vogelbevölkerte
Fensterblicke, Herbsttage und seine tote
Mutter. Die Melodien des Pop, die
kompositorische Tiefe der Klassik und die
Arrangementdichte beider umschifft er dabei
elegant, und dem New Age geht es weniger um die
Seelenlandschaft des Schreibers als um die des
Hörers. Kopfnickend dirigiert Lord - ein
Streichquartett, bis auf den Cellisten stetig
um Platz im Arrangement ringend, eine Oboistin,
drei Sängerinnen, die nur säuseln, einen
Perkussionisten, mangels Baß ohne Bindung, und
zwei Keyboarder, die synthetischen Sirup
ausgießen. Zweimal greift Lord auf
¸¸Sarabande'' (1981) zurück, ein Album, auf dem
er Suiten von Bach bearbeitete. Da blitzt seine
Klasse auf, haben die Streicher für Momente
Raum zum Atmen, ehe die Keyboards den Klang der
Hölzer wieder in den Schwitzkasten nehmen.
Der tosende Beifall am Schluß gilt weniger
Lords seelischer Kehrwoche als seinem
Lebenswerk. Wie Pop und Klassik fruchtbar zu
kreuzen sind, zeigt aber Sam Brown bei ihrem
Welthit ¸¸Stop'' - da spielt der Cellist sein
Instrument wie eine Gitarre, wagt sich der
Geiger an freie Improvisation. ha